Der irritierte Mann
Replikat nach dem Original aus Alabaster von Franz Xaver Messerschmidt
(Deutschland, nach 1770)
Heute: J. Paul Getty Museum
Material: Resin (porzellanartiger Kunstharz)
handgearbeitet und handbemalt
Höhe: 20 cm
Der irritierte Mann ist Teil einer Serie mit Büsten von 'Charakterköpfen' des deutschen Bildhauers Franz Xaver Messerschmidt, der im 18. Jahrhundert in Östereich wirkte.
Diese Büste ist das Portait enes Mannes mittleren Alters mit einem mürrischen Gesichtsausdruck, der die Mitte hält zwischen einer Grimmasse und einem verniffenen Blick. Am stärksten fallen wahrscheinlich die gerunzelten Brauen über den extrem schräg gestellten Augen und die steil in die Höhe gerichtete Nase ins Auge. Die natürlichen Risse im Alabaster scheinen die Anatomie seiner Haut widerzuspiegeln: einerseits durch sein fortschreitendes Alter verweichlicht, andererseits durch seinen extrem kraftvollen Gesichtsausdruck verhärtet. Das zurückweichende Haar, die Falten und die hängende Kieferpartie stehen zu den angespannten Wangen- und Halsmuskeln des Mannes im Kontrast. Obwohl seine Miene Irritation und Verärgerung auszustrahlen scheint ist es nicht sicher, ob Messerschmidt selbst auch diese Interpretation vor Augen stand, da er der Büste keinen Namen gegeben hat.
Dioese Büste und die Serie, zu der sie gehört, reflektieren die intellektuellen Interessen von Künstlern und Wissenschaftlern zur Zeit der Aufklärung, die eine Welle wissenschaftlichen Interesses entstehen ließ. Physiognomische Studien erfreuten sich in jener Zeit großer Popularität. Was vielleicht jedoch einen noch größeren Einfluss ausübte war Messerschmidts niemals genau diagnostizierte psychische Erkrankung. Möglicherweise litt er an Schizophrenie. Ein Zeitgenosse hielt in seinen Aufzeichnungen fest, dass Messerschmidt ihm mitgeteilt habe zu hoffen, durch das Schaffen seiner Charakterköpfe die Spukgestalten in seinem Kopf zu verjagen.